Vita

55. Grundschule Dresden, Klasse 8
Gymnasium Dresden-Plauen

1944-1963 DRESDEN

1963-1968 JENA, Sternwarte

ab 1968 Potsdam

1963 Education in Astrophysics, University of Jena
1971 Doctor dissertation approved by Academy of Science, Potsdam
1981 Dr. sc. nat. from Academy of Science of GDR
1989 Author of “Differential Rotation and Stellar Convection,
Sun and Solar-type Stars”, Gordon & Breach New York

Helsinki Observatory

1989/90 New Years visit at Helsinki Obervatory, I. Tuominen
1990 Visiting Professor at University Göttingen
1991 three-month visit Institute for Astrophysics University Würzburg
1992 Head of the Turbulence Astrophysics Section of the AIP
1993 three-month visit at the NCAR HAO in Boulder, Colorado
1994 Docent of astronomy, University Potsdam
1995 Astrophysics Professor of the University Potsdam
1998 Visiting Professor in the Dept. Applied Math. University of Newcastle
2000 Head of the MHD Section of the AIP
2004 Rüdiger/Hollerbach: “The Magnetic Universe”, Wiley VCH
2004 Member of the Isaac Newton Institute Cambridge
2008 Wissenschaftspreis Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
(with F. Stefani, Dresden-Rossendorf)
2010 Retirement, visiting scientist at AIP, Rossendorf

2013 Rüdiger/Kitchatinov/Hollerbach: „Magnetic Processes in Astrophysics“, Wiley VCH

Meetings

Alsovice, Budapest, Potsdam-Telegrafenberg, Potsdam-Babelsberg, Catania, Perm

Vollständige Liste der wissenschaftlichen Publikationen

https://ui.adsabs.harvard.edu/search/fq=%7B!type%3Daqp%20v%3D%24fq_database%7D&fq_database=database%3A%20(astronomy%20OR%20physics%20OR%20general)&q=author%3A(%22Ruediger%2C%20G.%22)&sort=date%20desc%2C%20bibcode%20desc&p_=0

„Jede Biografie hat eine Botschaft“

Potsdamer Neueste Nachrichten, 15.12. 2004

Heute feiert der Astrophysiker Prof. Günther Rüdiger seinen 60. Geburtstag

Von Lene Zade

Marmorpalais 1978

Schon der Staatssicherheit war ein Astrophysiker suspekt, der statt in die Sterne zu blicken, lieber Kulturveranstaltungen organisiert. Noch 15 Jahre nach der Wende amüsieren den ehemaligen Dissidenten Günther Rüdiger die Stasileute, die mutmaßten, dass ein Naturwissenschaftler, der kulturell umtriebig ist, für den amerikanischen Geheimdienstes arbeiten müsse. Dabei haben ihn lediglich seit jeher Wissenschaft wie Kunst gleichermaßen interessiert. Heute wird Günther Rüdiger 60 Jahre alt, ist Professor am Astrophysikalischen Institut Potsdam und nach Jahren als Stadtverordneter immer noch im Kulturausschuss der Stadt aktiv. Die Wände seines Büros neben der Babelsberger Sternwarte spiegeln beide Interessen wider. Nicht ohne Stolz führt Rüdiger die Besucherin durch die kleine Galerie ausgewählter DDR-Kunst. In dem geräumigen Büro entscheidet er sich nach kurzem Zögern gegen das ausholende Dozieren im Stehen und setzt sich, eine Tasse Tee ordernd, um Auskunft über sein Leben zu geben. Er ist vorbereitet. Um bei der Fülle seiner Aktivitäten nichts zu vergessen, hat er sich Notizen gemacht, die einer Projektskizze gleichen: Der Astrophysiker ist geübt darin, Projekte voranzutreiben. Bevor der in Dresden aufgewachsene Rüdiger nach Potsdam kam, wollte er Radiochemie studieren. Daraus wurde nichts, da das entsprechende Institut geschlossen wurde. Zu den Sternen kam er also weniger aus romantischem Interesse, am Fernrohr habe er nie gern gestanden. Als er bei einem Praktikum einen Sternenhaufen fotografieren sollte, beobachtete er zwar die ganze Nacht, bemerkte aber nicht, dass sich vor dem Objektiv die Klappe nicht öffnete. So einer eigne sich eher für die Theorie, meinten damals lachend seine Betreuer und sollten recht behalten. Vor allem die mathematische und abstrakte Seite der Astronomie ist es, die Rüdiger fasziniert. Für seinen aktuellen Forschungsschwerpunkt, die magnetischen Phänomene im Kosmos, setzt er auf einen ganzheitlichen Wissenschaftsansatz. Nachlesen lässt sich das in seinem neuesten Buch „The Magnetic Universe“, das er zusammen mit einem Geophysiker schrieb. Eine weitere, eng mit seinem Beruf verknüpfte Mission ist für Rüdiger die Lobbyarbeit für die Bildungspolitik in Brandenburg. Viel zu wenig sei die Umwandlung Potsdams von einer Garnisonsstadt in einen Wissenschaftsstandort im öffentlichen Bewusstsein verankert. Die Neugründung der Universität sowie zahlreicher Institute böten ein unschätzbares Entwicklungspotential für die Stadt. Auch wenn die wissenschaftlichen Einrichtungen eher außerhalb des Stadtzentrum gelegen seien, sollte ihre Bedeutung für Arbeitsmarkt und Charakter der Stadt nicht übersehen werden. „Um den Wissenschaftsstandort in Potsdam zu erhalten, müssen wir uns anstrengen.“ Das „Wir“ in seiner Rede ist programmatisch: Wenn Rüdiger von nötigen Veränderungen spricht, berichtet er gleichzeitig von seinen Plänen diese umzusetzen. Gerade die rasante Entwicklung der Computertechnik mache in seinem Gebiet jedes neue Jahrzehnt zum Abenteuer. Um dies für die Studierenden erlebbar zu machen, sollte auch über Umstrukturierungen des staatlichen Hochschulsystems in Deutschland nachgedacht werden, da die herrschenden Bedingungen den Anforderungen nicht mehr gerecht würden. Selbst wenn Rüdiger über Reformbedarf referiert, wirkt er nicht demotiviert. Stets formuliert er Visionen und sucht nach Lösungsmöglichkeiten. Nicht nur deswegen macht der Jubilar einen zufriedenen Eindruck. In seiner politischen Tätigkeit hat Rüdiger, der seit den 70er Jahren in Potsdam lebt, auch für die Kultur in der Stadt einiges mit auf den Weg gebracht. Denn letztlich gehöre zu einem Wissenschaftsstandort auch eine entwickelte Kulturszene. Die immer noch fehlende Kunsthalle, da ist sich der Kommunalpolitiker sicher, wird auch noch – so wie der Theaterneubau – kommen. Fast macht es den Anschein, als wenn Rüdigers Visionen von Potsdam, die seiner ganz persönlichen Idealstadt sind. Heute, an seinem Geburtstag, wird er sich allerdings auf sein Grundstück in Vorpommern zurückziehen. Sollte er einmal Zeit haben, würde er wieder Biografien unbekannter Naturwissenschaftler schreiben, denn „jede Biografie hat eine Botschaft“. Über seine Stasiakten bemerkt Rüdiger lakonisch, dass sie ob ihrer Detailgenauigkeit hilfreich für eine mögliche Autobiografie wären. Doch das gehöre gerade nicht zu seinen aktuellen Vorhaben.

Zeit der Ernte

Potsdamer Neueste Nachrichten, 16.12. 2009

Der Potsdamer Astrophysiker und Bürgerrechtler Günther Rüdiger wurde gestern 65 Jahre alt

Von Erhart Hohenstein

„Jeden Tag Theorie – außer sonntags“, mit diesem Motto beschreibt der Potsdamer Astrophysiker Prof. Dr. Günther Rüdiger zugespitzt seinen Lebensablauf. Jahrzehntelang hat er die Entstehung von Sternen und Schwarzen Löchern aus rotierender Materie erforscht. Dafür gilt, vereinfacht gesagt, dass die Massenkonzentration der rotierenden Materie nur möglich ist, weil magnetische Felder in der stabilen Strömung Turbulenzen hervorrufen. Diese aus Beobachtungen und Berechnungen abgeleitete Theorie ist seit Anfang der 1990er Jahre allgemein anerkannt.

Dazu hat der 1944 in Dresden geborene Günther Rüdiger, der in Jena Astrophysik studierte und 1971 an der Akademie der Wissenschaften der DDR promoviert wurde, durch seine Forschungen beigetragen. Aufsehen erregte er mit dem im Vorjahr abgeschlossenen „Promise“-Experiment. Gemeinsam mit seinem Partner Frank Stefani vom Forschungszentrum Dresden-Rossendorf entwickelte er eine Versuchsanordnung, mit deren Hilfe im Labor erstmals die Theorie vom Einfluss der Magneto-Rotationsinstabilität auf die Sternenentstehung experimentell nachgewiesen wurde. Damit gewann das Duo den Wettlauf mit einer Forschergruppe aus dem amerikanischen Princetown. „Was jahrzehntelang gerechnet wurde, kann nun gemessen werden“, sagt Rüdiger. Er nennt das seine „Zeit der Ernte“. Die herausragende Leistung ist Ende 2008 durch den mit 50 000 Euro dotierten Preis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft gewürdigt worden.

Seine Forschungen, deren Ergebnisse er in mehreren Büchern und einer Fülle anderer Veröffentlichungen publik gemacht hat, hatte Günther Rüdiger vor 45 Jahren begonnen. Als einer der ersten Jenaer Studenten nutzte er dafür den in der DDR neu entwickelten Rechner ZRA 1. Der konnte zehn Gleichungen mit zehn Unbekannten zugleich lösen. Heute bringen es moderne Computer auf das Milliardenfache. Zur Himmelsbeobachtung von der Erde aus ist die moderne Satellitenastronomie hinzu gekommen, deren Daten Theorien „stützen oder stürzen“ können. So hat 2007 der kanadische Satellit „Most“ eine zehn Jahre alte Vorhersage Rüdigers und seines russischen Kollegen Kitchatinov zur Rotation der Sterne bestätigt.

Dass er nach seinem 65. Geburtstag, den er gestern feierte, nun in den Ruhestand geht und im Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) nunmehr Gast sein wird, macht Günther Rüdiger „nicht unbedingt glücklich“. Gern würde er die Schar der hoffungsvollen jungen Physiker, „die immer besser und besser werden“, noch länger anleiten. Auf jeden Fall wird er aber seine Forschungen am AIP weiter fortsetzen können. Und Anfang 2010 veranstaltet das Astrophysikalische Institut Potsdam ein Festkolloquium für den Jubilar. Zuwenden möchte sich Rüdiger dann auch den oft tragisch verlaufenen Biographien bedeutender Naturwissenschaftler, wofür er mit „Kepler stirbt“ bereits eine literarische Probe vorgelegt hat.

Auch ist der Astrophysiker keineswegs einseitig auf das Weltall fixiert. Schon als Student in Jena gründete er einen Filmklub, setzte dieses Hobby dann in Potsdam fort, wo er Bekanntschaft mit Regisseuren wie Simon, Gräf und Warnecke schloss. In ihren Filmen sah er die DDR-Wirklichkeit „annähernd“ erfasst. Er lernte prominente Schriftsteller kennen und organisierte Ausstellungen, so in den 1970er Jahren mit Rudolf Tschäpe zum Großen Refraktor. Der Mitbegründer des Neuen Forums war es auch, der seinen stark unter der Isolation der DDR-Wissenschaft leidenden, aber politisch bis dahin nicht aktiven Kollegen für die Bürgerbewegung gewann. Mit seiner Ehefrau Gisela zählte Rüdiger am 5. Dezember 1989 zu den Besetzern der Potsdamer Stasi-Zentrale. 1998 wurde er Stadtverordneter der SPD. Er war Mitbegründer der „Forschungsinitiative Brandenburg“.

Erst die politische Wende habe die Isolation der Akademie der Wissenschaften aufgebrochen und ihre wahren Potenzen erschlossen, blickt er zurück. Die Evaluierung 1991 hätten alle bedeutenden wissenschaftlichen Institute im Osten bestanden. Die Wissenschaft im Osten sei also nicht, wie manchmal behauptet, nach der Wende „zerschlagen“ worden. „Im Gegenteil“, so das Fazit Rüdigers. Der Physiker sieht aber durchaus auch heute Fehlentwicklungen, etwa die Schrumpfung des für Studenten so wichtigen „wissenschaftlichen Mittelbaus“ an den Universitäten oder die Möglichkeit, am Gymnasium naturwissenschaftliche Fächer einfach abwählen zu können.

Einweihung Golter-Kepler-Relief (65. Geburtstag)

Familien Rüdiger, Reinhold, Pohl, Stolzenburg

Klassentreffen 12b5 EOS SÜD im Juni 2013 (Goldenes Abitur)

Studienjahrestreffen Mai 2018 (Goldenes Diplom), Gedenkstätte Leistikowstrasse, Einsteinhaus Caputh, Telegraphenberg

1 Lutz Ringwelski, 2 Peter Görnert, 3 Volker Baier, 4 Wolfgang Tzschoppe, 5 Eberhard Weisheit, 6 Konrad Fehr, 7 Rolf Godat, 8 Eberhard Pohl, 9 Peter Malischewsky, 10 Hartmut Hänsel, 11 Berthold Busse, 12 Ulrich Röpke, 13 Dietmar Ries, 14 Heinz Tiersch, 15 Wolfgang Vodel, 16 Wolf-Dieter Ersel, 17 Bernd Reinhold, 18 Albrecht Lerm, 19 Ekkehard Ose, 20 Ernst Heumann, 21 Burkhard Adler, 22 Günther Rüdiger, 23 Peter Blochberger, 24 Hermann Völkel